Schlaf- und Sterbezimmer Franz Joseph

Chinesische Kabinette erstrahlen in neuem Glanz

Die aufwändige Restaurierung der Chinesischen Kabinette und deren Ausstattung wurde nun abgeschlossen.

„Chinesische Kabinette“ erstrahlen in neuem Glanz

Die beiden Ostasienkabinette gehören zu den bedeutendsten Raumensembles des Schlosses Schönbrunn und wurden zwischen 1755 und 1759/60 im Auftrag Maria Theresias ausgestattet. Aus der Zeit Maria Theresias sind zwar Quellen bekannt, sie können jedoch kaum Auskunft über die Genese der Ausstattung, seine Künstler und Kosten geben. Eine erste Beschreibung der beiden Prunkkabinette befindet sich in Reisen nach Wien und die umliegende Gegend von G.E. von Rothenstein 1784, im ältesten Schönbrunn-Inventar von 1803 (Bundesmobilienverwaltung) wie auch in einem von 1812 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv) ist die bewegliche Ausstattung inklusive der insgesamt 303 Porzellanobjekte und japanischen Lackfläschchen auf den Konsolen beschrieben. Von diesen Objekten haben sich 253 erhalten, wobei im 19. Jahrhundert immer wieder Ergänzungen aufgrund von Verlusten (Schwund, Bruch) notwendig waren. Die in die Holzvertäfelung eingelassenen Lacktafeln unterschiedlichster Größen sind lediglich in der Reisebeschreibung, jedoch nicht in den Inventaren erwähnt. Die derzeit erste bekannte Bildquelle des Chinesischen Rundkabinetts wird Mitte des 19. Jahrhunderts datiert und zeigt eine polychrome Farbfassung der Holzvertäfelung.

Forschungsprojekt und -ergebnisse

Anlässlich der geplanten Restaurierung der beiden Kabinette wurde ein umfangreiches Forschungsprojekt zur Ausstattung wie auch zur Restauriergeschichte der beiden Kabinette vom Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) finanziert und in Kooperation mit der Universität für Angewandte Kunst, Institut für Konservierung und Restaurierung umgesetzt. Dabei wurde der Schwerpunkt auf die Restaurierung der kostbaren Porzellanobjekte und der Lacktafeln gelegt. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden zwei internationale Tagungen veranstaltet, deren Ergebnisse in publizierten Postprints vorliegen.[1] Im Zuge der Forschung stellte sich heraus, dass um 1900 die ehemaligen Vorderseiten der Lacktafeln aus dem Holzvertäfelungsverband herausgelöst und vermutlich aufgrund von Lichtschäden durch die der Mauer zugewandten Rückseiten ersetzt wurden. Es stellte sich auch heraus, dass die verwendeten Lacktafeln der beiden Kabinette zu unterschiedlichen Wandschirmen (Paravents) gehörten, deren Vorderseiten mit prunkvoller Goldlackmalerei und die Rückseiten mit bunten Vogel- und Blütendarstellungen gestaltet waren. Ohne die Tafeln wie im Vieux-Laque-Zimmer zu spalten, wurden um die Mitte des 18. Jahrhundert in den chinesischen Kabinetten ganze Lacktafeln in die Holzvertäfelung eingesetzt; offenbar gab es aufgrund des umfangreichen Bestandes an überaus kostbaren ostasiatischen Paravents am Wiener Hof keine Notwendigkeit, die Tafeln zu spalten, um Vorder- wie auch Rückseiten zu verwenden. Knappe hundert Jahre später wurden jedoch auch diese Lacktafeln zwischen Vorder- und Rückseiten gespalten, die Rückseiten als Vorderseiten in den Wandverband eingebaut und die Vorderseiten nach der Demontage ins Depot der Bundesmobilienverwaltung verbracht. Die Zuordnung der dort deponierten Lackpaneele zu den Schönbrunner Kabinetten ist dem geschulten Auge der Lackrestauratorin, Mag. Silvia Miklin, zu verdanken, die diese Paneele Jahre zuvor in der Bundesmobilienverwaltung gesichtet, aber zum damaligen Zeitpunkt örtlich noch nicht zuordnen konnte.

Restaurierziel

In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde auf eine Rekonstruktion der polychromen Fassung der Holzvertäfelung verzichtet, da es sich bei dieser offenbar nicht um die originale Fassung aus der mariatheresianischen Zeit handelt; in den beiden genannten Inventaren sind in den beiden Kabinetten „die Wände weis und mit Violack poisirt“ beschrieben. Weiters wurde entschieden, die ehemaligen Vorderseiten mit den prunkvollen Goldmalereien, meist szenische Darstellungen mit Architektur und in Landschaften wieder nach Schönbrunn zurückzuführen, zu restaurieren und somit wieder den Zustand vor 1900 herzustellen.[2]

Zuordnung der Porzellanobjekte

Die im Rahmen des Forschungsprojektes durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass im Verlauf der nun beinahe 250jährigen Geschichte der beiden Kabinette offenbar eine regelrechte Rochade der Porzellane innerhalb des jeweiligen Kabinetts wie auch zwischen den beiden gegenüberliegenden stattgefunden hatte, die wohl am ehesten auf die jüngere Geschichte mit einer touristischen Nutzung zurückzuführen ist. Offenbar wurden anfänglich Objekte auf den unteren Konsolreihen entwendet; um dem entgegenzuwirken, wurden die kleinen – und damit sehr handlichen – Porzellane versetzt und – um sie sicherer zu machen, mit allen nur möglichen – und von den RestauratorInnen als überaus problematisch beurteilten - Klebemedien so fest und sicher wie möglich montiert. Von den ursprünglich 303 bzw. 286 in den Inventaren von 1803 und 1812 erwähnten Porzellanen hat sich bis dato ein Bestand von 252 erhalten; das heißt, dass 34 Objekte bis zum Jahr 1992 verloren gegangen sind. Nun wurden durch Vergleiche der vorhandenen Fotografien von 1900 bis in die 1940er Jahre versucht, eine ästhetisch befriedigende und nach Möglichkeit weitgehend historische Aufstellungssystematik umzusetzen. Es konnte im Zuge der Recherchen jedoch in jedem Fall gesichert werden, dass das Rundkabinett von Blauweiß-Porzellan chinesischer Provenienz dominiert ist, das Ovalkabinett hingegen von Buntporzellanen, die in der Mehrzahl aus Japan stammen. Diese räumliche Zuordnung der Objekte wurde wieder hergestellt. Die Porzellane und Lackflaschen wurden vor der Montage ebenfalls restauriert und konservatorisch behandelt.[3]

Möblierung

Auch die Möblierung wurde recherchiert und weist unterschiedliche, seit Beginn des 19. Jahrhunderts dokumentierte Phasen auf. Die nunmehrige Möblierung mit Bänken, die an die runde bzw. ovale Grundrissform angepasst sind, und mit den dazugehörigen Tabouretten ist nachweislich seit 1857 dokumentiert; lediglich der Stoffbezug des Sitzmobiliars wurde vor 1890 erneuert. Die Specksteinfiguren auf den Kaminsimsen in beiden Kabinetten sind seit 1875 inventarisch belegt und wurden zur Rekonstruktion der Ausstattung, wenn auch nicht mehr vollzählig im ursprünglichen Bestand, zurückgeführt.

Weiterführende Literatur

  • [1] Krist, Gabriela/Iby, Elfriede (Hrsg.). Investigation and Conservation of East Asian Cabinets in Imperial Residences (1700-1900). Lacquerware & Porcelain. Wien 2015 Krist, Gabriela/Iby, Elfriede (Hrsg.). Investigation and Conservation of East Asian Cabinets in Imperial Residences (1700-1900). Lacquerware, Porcelain, Paper & Wallhangings. Wien 2018
  • [2] Dahm, Friedrich. Tabubruch in Schloss Schönbrunn. Anmerkungen zur Konservierung und Restaurierung der beiden chinesischen Kabinette. In: ÖZKD LXXI. 2017. Heft 2/2. Horn/Wien 2017
  • [3] Iby, Elfriede. Von Ostasien nach Österreich. Die Restaurierung der sogenannten Chinesischen Kabinette im Corps de Logis des Schlosses Schönbrunn. In: RESTAURO No5. 2017.
  • [1] Krist, Gabriela/Iby, Elfriede (Hrsg.). Investigation and Conservation of East Asian Cabinets in Imperial Residences (1700-1900). Lacquerware & Porcelain. Wien 2015 Krist, Gabriela/Iby, Elfriede (Hrsg.). Investigation and Conservation of East Asian Cabinets in Imperial Residences (1700-1900). Lacquerware, Porcelain, Paper & Wallhangings. Wien 2018
  • [2] Dahm, Friedrich. Tabubruch in Schloss Schönbrunn. Anmerkungen zur Konservierung und Restaurierung der beiden chinesischen Kabinette. In: ÖZKD LXXI. 2017. Heft 2/2. Horn/Wien 2017
  • [3] Iby, Elfriede. Von Ostasien nach Österreich. Die Restaurierung der sogenannten Chinesischen Kabinette im Corps de Logis des Schlosses Schönbrunn. In: RESTAURO No5. 2017.

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