Die Restaurierung des Blauen Chinesischen Salons
Mit der Restaurierung des Blauen Chinesischen Salons wurde im Frühjahr 2024 begonnen. Einen bedeutenden Teil der Bearbeitung der Ausstattung durch Spezialist:innen stellte die Konservierung der wertvollen historischen Papiertapeten aus China dar. Diese wurde von Papierrestaurator:innen vorgenommen. Auch die stuckierte und farbig gefasste Decke, die Verkleidung des Kamins und die holzsichtigen Nussholzvertäfelungen erfuhren eingehende Befundungen bevor Maßnahmen getroffen wurden. In der Folge konnten die sekundären Firnisschichten der Boiserien reduziert werden und geben nun das Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts wieder.
Bis Ende des Jahres 2025 werden Sie den Raum wieder in seiner barocken Eleganz bestaunen können. Stück für Stück werden die frisch restaurierten Konsoltische wie auch die vergoldeten Dekorationen der Wände zurückgeführt, wobei die klassizistischen weiß gefassten Möbel mit der blau-weißen textilen Bespannung charakteristisch für die stilistischen Veränderungen der Ausstattung des Raumes im 19. Jahrhundert sind.
Zur Geschichte des Raumes und seiner Ausstattung
Der Blaue Chinesische Salon wird vom Zeremoniensaal betreten und führt in das Vieux-Laque-Zimmer. Die Bau- und Ausstattungsgeschichte des Raumes kann anhand von Schriftquellen, Archivmaterial und Bildquellen nachvollzogen werden.
In der Epoche Maria Theresias wurde der Raum als Ratsstube und als Gelbes Zimmer bezeichnet. Er war als Audienzraum zudem Teil des Appartements von Kaiser Franz Stephan, aus diesem Grund wird in den historischen Quellen häufig ein Baldachin erwähnt. Auch diente er als Tafelraum und wurde für Konzerte, Spiele und Familienzusammenkünfte verwendet. Die Vertäfelungen bestanden und bestehen noch heute aus Nussholz. Als Ratsstube findet der Raum in den Zeremonialprotokollen Erwähnung und dort werden auch manche Details des Raumes beschrieben: So war der Baldachin über einer Bühne angebracht, auf der wiederum Franz Stephan während der Audienzen saß oder stand. Für diesen Aufbau verwendete man gelben Damast und beschrieb die Farben als „gelb-golden“. Aus dieser Zeit der 1740er Jahre liegen keine Bildquellen vor.
Unmittelbar nach dem Tod von Franz Stephan im September 1765 ließ Maria Theresia die Wände des Raumes als Zeichen der Trauer mit grauem Stoff ausschlagen, in späteren Beschreibungen werden Wandbespannungen aus rotem Damast erwähnt und Gold. Auch folgte die Umgestaltung des nachfolgenden Raumes, des Vieux-Laque-Zimmers, zu einem Memorialraum.
Über die Gestaltung des Interieurs bis in das 19. Jahrhundert liegen kaum Erkenntnisse vor. Erst ein Mobilien-Inventar aus dem Jahr 1803 gibt einen Eindruck: Der als Nummer 16 bezeichnete Raum weist darin „28 Blätter geflammten Tafet (i.e. Moireé-Seidentaft)“ auf, zudem befindet sich ein Baldachin aus rotem Damast und goldenen Borten, ein Armlehnsessel aus rotem Samt mit goldenen Borten, Tabourets (Sitzhocker) aus Nußholz, zwei braun und vergoldete Trumeau-Tische mit schwarzen Marmorplatten, sowie ein Glasluster darin.
Ein weiteres Inventar aus dem Jahr 1812 listet als Mobilien folgendes auf: „[…] Zimmer mit indianischem Papier spalliert und gelbem Grund mit blauen Tableaux von verschiedenen Farben“. Zu den Trumeau-Tischen und den Tabourets (Sitzhocker) kamen Spiegel, der Glasluster wurde durch einen Bronzeluster ersetzt.
Basierend auf den beiden Inventaren kann man feststellen, dass die Papiertapeten nach 1803 und vor 1812 in den Raum eingebracht wurden. Seit dieser Zeit trägt er die Bezeichnung „Blauer Chinesischer Salon“ oder „Blauer Salon“.
Über die Papiertapeten
Die chinesischen Papiertapeten mit blauen Medaillons haben dem Raum seinen Namen gegeben. Bei den Tapeten handelte es sich um Importware aus China, die im 18. Jahrhundert eigens für den europäischen Markt angefertigt wurde. Maria Theresia hegte eine besondere Vorliebe für ostasiatische Kunstgegenstände und kaufte wahrscheinlich die Tapeten an. Im Blauen Chinesischen Salon wurden sie jedoch erst im frühen 19. Jahrhundert montiert. Für die Kombination aus einem gelben Fonds und blauen Feldern, die Szenen aus dem Alltagsleben in China zum Inhalt haben, konnten bislang keine Vergleichsbeispiele gefunden werden. Damit sind die Tapeten mit ihrer Farbkonstellation von außerordentlicher Seltenheit. Aufgrund der Gestaltung jeder Tapetenbahn handelt es sich um eine „print-room-Tapete“, ein Begriff, der auf eine Schöpfung von Lord Cardigan in den frühen 1750er Jahren zurückgeht. Er sammelte Kupferstiche und fügte diese in die Papierbahnen ein, wodurch eine Tapeten-Galerie bzw. Kupferstich-Galerie direkt an der Wand entstand – „print-room“.
Jede Tapetenbahn wird durch ein hochrechteckiges und darunter ein ovales Feld in tiefem Blau unterteilt. Über dem hochrechteckigen Feld sind Körbchen mit Blumen, um die jeweiligen Bildfelder Blumenranken zu sehen. Die Tapetenbahnen sind von zarten Spalieren aus Bambus eingefasst, um die sich Blüten und Blätter ranken. Aufgrund der Vögel und Schmetterlinge, die auch im Flug dargestellt sind, ergibt sich eine bewegte, duftige Szenerie.
Die blauen Felder sind mit szenischen Motiven ausgestalte: Ackerbau, Seidenraupenzucht und Seidenproduktion, die Herstellung von Porzellan und dessen Vertrieb, die Teekultivierung und der Handel mit Tee. Derartige Motive wurden durch Druckgraphiken verbreitet und erfreuten sich größter Beliebtheit. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Farbe Blau, inspiriert durch das blau-weiße Kraack-Porzellan, sehr gerne verwendet. Die „Blaue Epoche“ beeinflusste in Schloss Schönbrunn die Gestaltung des Porzellanzimmers mit blauen Gouachen sowie die Fliesenmalerei der Blauen Retirade (im heutigen Shopbereich).
Bedeutende historische Ereignisse
Der Blaue Chinesische Salon war auch Schauplatz eines entscheidenden Ereignisses in der Geschichte Österreichs. Hier unterzeichnete der letzte österreichische Kaiser Karl I. am 11. November 1918 den Verzicht auf seine Mitwirkung an der Regierung. Damit endete die habsburgische Herrschaft in Österreich nach 640 Jahren.