Baugeschichte 17. Jahrhundert / Anfang des 18. Jahrhundert
Baugeschichte 19. Jahrhundert

Baugeschichte 18. Jahrhunderts

Im Winter 1742/43 begannen die ersten Herstellungsarbeiten an dem ehemaligen Jagdschloss, die in der Folge in einen großen Umbau zu einer repräsentativen und (ab 1745) kaiserlichen Sommerresidenz gipfelten. Die Arbeiten sollten aufgrund laufend veränderter Verhältnisse und der ständigen Umbauwünsche Maria Theresias als (Um-)Bauherrin bis in die 1760er Jahre andauern. Als letztes großes Projekt nahm die Kaiserin in den 1770er Jahren die Ausgestaltung des Gartens in Angriff.

Baugeschichte 18. Jahrhundert

Das Gemälde Rebhühner vor Schönbrunn von Johann Georg Hamilton, datiert 1732 stellt eine bedeutende Bildquelle dar. Es zeigt das Jagdschloss Fischers mit seiner ausladenden Freitreppenanlage und dem statuenbesetzten Flachdach im Hintergrund des Gemäldes, im Vordergrund sind Rebhühner dargestellt. Das Gemälde ist nicht nur Jagdstück; die symbolhafte Darstellung der einzelnen Elemente bildet eine Apotheose auf die gute Regierung des Kaisers, die dem Staat und dem Volk Wohlfahrt und Reichtum bringt. Das Schloss dient als Symbol der Regentschaft, die Rebhühner im Vordergrund als Symbol der Fruchtbarkeit, das Weizenfeld steht für Überfluss und das Baumskelett, aus dem ein grüner Ast sprießt, für neues Leben.

Vermutlich wählte der Künstler Schönbrunn für den Hintergrund des Gemäldes aus, um die zukünftige Bedeutung Schönbrunns vorwegzunehmen. Nur wenige Jahre später wurde aus der symbolischen Darstellung Realität, als Maria Theresia das ehemalige Jagdschloss zu ihrer Sommerresidenz ausbauen ließ.

Im Winter 1742/43 begannen die ersten Herstellungsarbeiten an dem unvollendeten Schloss und führten in der Folge in einem groß angelegten Umbauprojekt, das der Schlossanlage weitgehend das heutige Aussehen verlieh. Die erste Umbauphase von 1743–1749 erfolgte bereits unter Mitarbeit Nikolaus Pacassis, der aufgrund seiner vor allem praktischen Fähigkeiten zum leitenden Architekten avancierte und 1749 zum Hofarchitekten ernannt wurde.

Zuerst wurde mit dem Ausbau der  kaiserlichen Appartements im Ostflügel mit Audienz- und Wohnräumen für Maria Theresia und Franz Stephan begonnen, die 1746 bereits bezogen werden konnten. Die Krönung Franz Stephans von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser im Oktober 1745 in Frankfurt gab wohl noch einen weiteren Impuls, die nunmehrige kaiserliche Sommerresidenz Schönbrunn besonders repräsentativ auszustatten.

Ein Jahr zuvor, 1745, fand die Einweihung der neu eingerichteten Schlosskapelle statt, die in ihrer räumlichen Struktur und Gliederung jedoch in der Gestaltung Fischers von Erlach erhalten blieb. Beim Umbau des Ostflügels wurden auch die beiden Innenhöfe angelegt und die sogenannte Kapellenstiege errichtet, die die Erschließung der Beletage und zu den kaiserlichen Appartements in diesem Bereich gewährleisten sollte.

Die darauffolgenden Arbeiten im Jahre 1746 umfassten den Abbruch der zentralen Freitreppenanlage Fischers an der Ehrenhofseite, um im Erdgeschoss des Mittelrisalites eine großzügige Durchfahrtshalle zu schaffen und in der darüber liegenden Nobeletage die Große und Kleine Galerie anzulegen. Gleichzeitig erfolgte die Errichtung der Blauen Stiege im westlichen Seitenflügel als repräsentativer Zugang in die Nobeletage, ohne dabei die Wandgliederung des vormals von Fischer von Erlach angelegten Speisesaales mit dem Deckenfresko von Sebastiano Ricci aus den Jahren 1702/03 zu zerstören.

Durch das Anwachsen der kaiserlichen Familie war 1748 im Ostflügel ein neuerlicher baulicher Eingriff erforderlich, indem zwischen der Nobeletage und dem Obergeschoss ein Mezzanin für die Bewohnung der kaiserlichen Kinder und deren Hofstaat eingefügt wurde.

Die beiden Galerien im Mitteltrakt des Schlosses boten Platz für Festlichkeiten im großen Rahmen, bei Familienfesten im kleineren Kreis stand die Kleine Galerie zur Verfügung. Noch fehlten bei dieser ersten Umgestaltung die reiche Stuckdekoration und die Deckenfresken in den beiden Festsälen. Bei privaten Anlässen konnte man über die geschwungenen Treppenläufe der neu errichteten Ehrenhofstiege auch direkt in die Große Galerie gelangen. Bei offiziellen Anlässen mussten die Besucher den langen Weg des Antichambrierens von der Blauen Stiege bis zu den Audienzräumen des Kaiserpaares im Ostflügel zurücklegen, um dem höfischen Zeremoniell zu entsprechen.

Zu weiteren Umbauten dieser Zeit zählten auch die Verbindungsarkaden zu den Seitentrakten entlang des Ehrenhofes, die als Kavaliertrakte zur Unterbringung für das höher gestellte Hofpersonal dienten. Daran anschließend wurden weitläufige Wirtschaftsgebäude Richtung Meidling – darunter auch die Orangerie – und Richtung Hietzing errichtet. Diese Nebengebäude waren dringend notwendig, da die Benützung des Schlosses als Residenz und die damit verbundene Anwesenheit des gesamten Hofstaates eine entsprechende wirtschaftliche Versorgung erforderte. Schließlich musste Schönbrunn die Unterbringung und Versorgung von mehr als 1000 Personen gewährleisten.

Auf ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias wurde im nördlichen Hoftrakt auch ein Schlosstheater errichtet und 1747 feierlich eröffnet. Als Sänger und Schauspieler betätigten sich unter anderem die zahlreichen Kinder der Kaiserin. Sie selbst tat sich seit ihrer Jugend als talentierte Sängerin hervor.

Bald nach 1750 sah sich Maria Theresia wiederum gezwungen, einen weiteren Ausbau des Schlosses in Angriff zu nehmen, dessen Planung und Ausführung von 1753–1763 ausschließlich in den Händen Pacassis lag. Durch das stete Anwachsen der kaiserlichen Familie und den damit verbundenen Bedarf an Räumlichkeiten wurde nun auch der Einbau eines Zwischengeschosses im westlichen Seitenflügel realisiert. Nachdem nun durch diesen baulichen Eingriff auch die Symmetrie am Außenbau hergestellt war, konnte die Fertigstellung der Fassaden in Angriff genommen werden. Die Gemälde des Schlosses Schönbrunn von Bernardo Belotto – genannt Canaletto – aus den Jahren 1759/60 zeigen die Hof- und Gartenfassade in ihrer kleinteiligen Gliederung und mit überaus reichem Fassadendekor, ein Erscheinungsbild, das die ehemalige Schönbrunner Fassade als bedeutendes Beispiel des Rokoko auszeichnet.

Die Arbeiten der zweiten Umbauphase ab 1753 bis in die Mitte der 1760er Jahre beschränkten sich nicht nur auf räumliche Erweiterungen in den Obergeschossen des Hauptgebäudes und der Außenanlagen, sondern schlossen auch die Ausstattung der Repräsentationsräume mit ein. Die Große Galerie wurde analog zu der bereits in der ersten Ausstattungsphase gewölbten und mit einer Stuckmarmorfassung versehenen Kleinen Galerie ebenfalls gewölbt. Die ursprüngliche Trennung der beiden Festsäle mit Glastüren wurde zugunsten einer Raumzusammenführung aufgegeben und mit einer prunkvollen Stuck- und Freskoausstattung vereinheitlicht, die sie als eine der bedeutendsten Rokoko-Raumschöpfungen auszeichnen. Die Fresken wurden von Gregorio Guglielmi zwischen 1755 und 1761 ausgeführt, 1761/62 erfolgte die Stuckausstattung durch Albert Bolla.

Auch die gartenseitigen Räume wurden zum Großteil im typischen Rokoko-Dekor mit überaus verspielten Formen, sogenannten Rocaillen, mit Spiegeln und wandfesten Gemälden ausgestattet.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die weitgehend privaten Räume der Beletage, die neben ihrer luxuriösen Ausstattung auch Zeugnis von der Vorliebe Maria Theresias für die Kunst Ostasien – Porzellan, Lacke und Seidenstoffe - und für Chinoiserien ablegen.

So entstanden im Zuge der Neuausstattung der Großen und Kleinen Galerie auch die beiden daran angrenzenden Chinesischen Kabinette (1754 – 1759) sowie das Porzellanzimmer und das sogenannte Millionenzimmer (1763 – 1765).

Nach dem plötzlichen Tod Kaisers Franz I. Stephan im Jahre 1765, der Maria Theresia besonders schwer traf, folgte eine neuerliche Ausstattungsperiode.

Die verwitwete Kaiserin ließ das Arbeitszimmer (Retirade) ihres Gemahls im Ostflügel als Memorialraum einrichten und scheute keine Kosten, diesen als außergewöhnliches Ensemble mit kostbaren chinesischen Lacktafeln, mit einer wertvollen Holzvertäfelung und darin eingelassenen Gemälden berühmter Maler sowie mit prunkvollem Mobiliar ausstatten zu lassen, das sich bis heute erhalten hat.

Im Erdgeschoß ließ Maria Theresia zwischen 1769 und 1777 drei Appartements mit jeweils mehreren Räumen vom böhmischen Maler Johann Wenzel Bergl mit Landschaftsmalereien ausstatten. Sie selbst erhielt dabei ein privates, an der Gartenseite des Schlosses gelegenes (Sommer-)Appartement, zumal es ihr im Hochsommer in der Beletage zu heiß war und sie darüber hinaus auch das gemeinsame Schlafzimmer nach dem Tod des Kaisers nicht mehr benutzen wollte. Weiters erhielten ihre am Wiener Hof (noch) verbliebenen unverheirateten Kinder Maria Elisabeth und Maximilian Franz jeweils ein ebenfalls mit diesen Landschaftsmalereien ausgestattetes Appartement.

Diese sogenannten Bergl-Zimmer zeichnen sich durch die - großteils exotischen -Landschaftsmalereien aus, die sämtliche Wand- und Wölbeflächen überziehen und einzigartige Beispiele für Illusionsmalerei darstellen.

Als letztes Projekt nahm die Kaiserin in den 1770er Jahren die Ausgestaltung des Gartens unter der Leitung des Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg in Angriff, der dem Schönbrunner Park mit der Errichtung der Gloriette, des Neptunbrunnens, der Römischen Ruine und des Obelisken seine architektonischen Akzente verlieh. Zudem wurden die Alleen, Brunnen und Plätze mit zahlreichen antiken Statuen und Skulpturen, ausgeführt von Wilhelm Beyer und seiner Werkstatt, bereichert. Die Umgestaltung des Schlosses und des Gartens kam erst kurz vor dem Tod Maria Theresias 1780 zum endgültigen Abschluss.

Wie Maria Theresia bereits in einem Brief an ihre Tochter Marie Antoinette besorgt geäußert hatte, zeigte ihr Sohn Kaiser Joseph II. für die Sommerresidenz Schönbrunn kaum Interesse und verfügte lediglich: „in Schönbrunn soll alles in dem Stand, wie es dermalen ist, bis jetzt annoch belassen werden.“

Er ließ die notwendigen Erhaltungsarbeiten durchführen, darunter die Neueindeckung der Kavaliertrakte seitlich des Ehrenhofes mit Walm- anstelle der Flachdächer, um den Witterungsschäden vorzubeugen.

Weiterführende Literatur-Tipps:

  • Lorenz, Hellmut (Hrsg.). Barock. Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich. Band 4. Österreichische Akademie der Wissenschaften. München-London-New York 1999
  • Iby, Elfriede. Schönbrunn als Residenzschloss Maria Theresias. Zur Raumdisposition der kaiserlichen Appartements und der Repräsentationsräume. Beitrag im Tagungsband anlässlich der Ausstellung „Friederisiko“ Potsdam 2012.

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