Berglzimmer

Räume im Erdgeschoss

Maria Theresia litt mit zunehmendem Alter immer mehr unter der sommerlichen Hitze. Daher ließ sie sich in ihrem letzten Lebensjahrzehnt ein privates Sommerappartement im Erdgeschoß des Schlosses einrichten.

Diese einzigartige Raumgruppe besteht aus vier reich mit Landschaftsmalereien ausgestatteten Räumen, die von einer unberührten exotischen Szenerie in einen kunstvollen, auf dem Reißbrett konstruierten Barockgarten leiten.

DIE BERGLZIMMER – PRIVATAPPARTEMENTS FÜR MARIA THERESIA UND IHRE KINDER

Das Sommerappartement hatte den Vorteil, dass sie über einen direkten Zugang in den Garten verfügte und die Temperaturen deutlich kühler waren als in den Räumen in der Beletage.

Die Abfolge der vier an der gartenseitigen Front gelegenen Räume wurde im Jahr 1769 von Johann Wenzel Bergl (1718-1789) gestaltet, auf den auch der heute gebräuchliche Name für dieses Appartement verweist. Bergl galt als Spezialist für Wanddekorationen „indischer, americanischer oder japanischer Art“ und schuf hier eine künstlerisch durchkomponierte Idealnatur aus exotischen Landschaften und idyllischen Gartenszenerien. Die Besonderheit besteht in der gelungenen Illusion einer Auflösung der Übergänge zwischen Wand und Decke: exotische Pflanzen strecken ihre Äste in den Raum, geschickt die Rundung der gewölbten Decken ausnutzend.

Das Konzept der künstlerischen Gestaltung unterstreicht die Steigerung der funktionellen Bedeutung der Räume, je tiefer man in das Appartement vordringt:  Der erste Raum, der als Vorzimmer diente, zeigt eine von Menschenhand fast unberührte Naturszenerie. In der tropischen Vegetation tummeln sich exotische Wasservögel. Räumliche Akzente sind lediglich durch gemalte Portale gesetzt, der Übergang zwischen Wand und Decke dagegen verschmilzt in der emporrankenden Vegetation.
Im zweiten Raum, der vermutlich als Empfangsraum diente, wird durch Seidendraperien, Pfaue und Obstkörbe bereits die höfische Kultur angedeutet. Mittels kunstvoll drapierter Früchtearrangements wird der Üppigkeit der Natur zugleich deren Vergänglichkeit gegenübergestellt.
Im dritten Raum, der von der Kaiserinwitwe als Schlafzimmer genutzt wurde, gewährt die Malerei den Ausblick in einen gestalteten Barockgarten als Ausdruck fürstlicher Macht und der Herrschaft über die Natur.
Ähnlich wie im realen Schönbrunner Garten mit seinen filigranen Holzpavillons evoziert die Malerei des letzten und zugleich intimsten Raumes, der vermutlich als Schreibkabinett diente, schließlich das Innere einer Gartenlaube.

Neben dem für die Kaiserin bestimmten Appartement an der östlichen Gartenfront wurden von Bergl noch zwei weitere Appartements ausgestaltet: eine Raumfolge von vier Zimmern in dem zum Kammergarten ausgerichteten Ostflügel für ihre Tochter Erzherzogin Maria Elisabeth sowie drei Zimmer an der westlichen Gartenfront für den jüngsten Sohn Erzherzog Maximilian.

Die von Bergl gestalteten Raumfolgen sind in der älteren Literatur auch unter anderen Bezeichnungen bekannt, die auf BewohnerInnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Das Sommerappartement Maria Theresias ist z. B. auch als Goëss-Appartement bekannt (nach einer Hofdame Kaiserin Elisabeths). Die Räume von Erzherzogin Maria Elisabeth werden auch als Gisela-Appartement bezeichnet, nach der Tochter von Franz Joseph und Elisabeth. Die ostseitige Raumfolge trägt den Namen Kronprinzen-Appartement nach dem letzten Bewohner, Kronprinz Rudolf.

Die Schönbrunner Landschaftszimmer, deren ursprüngliche künstlerische Qualität durch die Restaurierungen in den 2000er Jahren wieder zum Vorschein kam, zählen neben den Prunk- und Privaträumen mit seltenen Hölzern, ostasiatischen Lackarbeiten und Porzellanen in der Beletage zu den kostbarsten Raumensembles des Schlosses.

Weißgoldzimmer

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